10.08.2023 Neues zur Mooshummel Bombus muscorum - Art im Murnauer Moos offenbar weiter verbreitet als bisher angenommen

In einem großräumigen Gebiet wie dem Murnauer Moos gilt stets das Motto "Man lernt nie aus". Die Wissensstände zu vorkommenden Tier- und Pflanzenarten ändern und verbessern sich fortlaufend und das obwohl bereits seit Jahrzehnten intensiv im Gebiet geforscht wird. Nachdem im Jahre 2020 erstmals seit 20 Jahren wieder ein bayerischer Nachweis der Mooshummel erbracht wurde, folgten 2023 gleich mehrere Nachweise. 

Im Rahmen einer Exkursion mit der Universität Bremen gelang zwei Studierenden die Beobachtung einer interessanten Hummel. Nach ein wenig Bestimmungsarbeit stand fest: Es handelt sich um die in Bayern vom Aussterben bedrohte Mooshummel! Im Verlauf der Exkursion konnten entlang der kleinen Moosrunde etliche weitere Individuen festgestellt werden. 

Nachfolgend findet sich ein Gastbeitrag der beiden Studenten

 

Neue Nachweise der Mooshummel aus dem Murnauer Moos

Leonard Strobel & Lukas Lattwein

Die Mooshummel (Bombus muscorum) ist über ganz Europa und in der restlichen Palärktis verbreitet, kann jedoch nur in bestimmten Lebensräumen und geringen Dichten angetroffen werden. In Deutschland gilt sie nach der Roten Liste als stark gefährdet (Westrich et al., 2011). Der aktuelle innerdeutsche Verbreitungsschwerpunkt liegt in küstennahen Gebieten, im Binnenland wird die Art zunehmend seltener (Westrich, 1989; Scheuchl & Willner, 2016). Aufgrund des fortschreitenden starken Bestandsrückganges gilt die Art in Bayern als vom Aussterben bedroht. Das Murnauer Moos ist zusammen mit der Umgebung von Oberammergau zurzeit das einzige bekannte Verbreitungsgebiet der Art in Bayern. (Voith et al., 2021). Diesen Sommer konnten sowohl im Naturschutzgebiet Murnauer Moos als auch aus dem LSG "Ramsachleiten und Alte Loisach bei Murnau am Staffelsee" vermehrt Funde dieser seltenen Art verzeichnet werden.

Wie ihr Name bereits vermuten lässt, nisten Mooshummeln bevorzugt oberirdisch unter Moospolstern und Grasbüscheln. Sie bevorzugen offene und feuchte Standorte wie zum Beispiel Moore und extensiv genutztes Grasland. (Westrich, 1989; Scheuchl & Willner, 2016). Sie scheinen sich auch durch eine gewisse Bindung an Gewässersäume auszuzeichnen. Da sie für Hummeln eine vergleichsweise spät beginnende Aktivitätsperiode im Jahr aufweisen, sind sie umso mehr auf möglichst lang bestehende Blütenbestände angewiesen. (Diekötter et al., 2006). Brachen und Gehölzarmut begünstigen zudem das Vorkommen der Art. All diese Habitatanprüche werden durch die Streuwiesen im und um das Murnauer Moos erfüllt, weshalb die extensive Bewirtschaftung dieser Flächen einen wichtigen Faktor zum Erhalt der Art im Gebiet darstellt.

Bemerkenswert ist außerdem, dass Mooshummeln einen relativ geringen Radius von wenigen hundert Metern um ihr Nest herum zum Sammeln von Pollen und Nektar ausnutzen (Walther-Hellwig & Frankl, 2000). Die großen Distanzen zwischen den einzelnen Fundorten im östlichen, nördlichen und südlichen Murnauer Moos, sowie einem Standort östlich von Hechendorf, geben Grund zur Annahme, dass diese Tiere mindestens vier verschiedenen Völkern angehören. Die Art scheint also verbreiteter als bisher angenommen.

Verwechslungsarten: Die Mooshummel kann leicht mit einer hellen Farbvariante der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis) verwechselt werden, von der sie sich aber durch eine gleichmäßig kurze Behaarung des Hinterleibes unterscheidet. Auch die Ackerhummel (Bombus pascuorum) kann ihr auf den ersten Blick recht ähnlich sehen, diese hat aber einen im Ansatz deutlich dunkleren Hinterleib mit unterschiedlich langen Haaren. (Gokcezade et al., 2010).

 Mooshummel (C) Leonhard Strobel     

 Mooshummel im nördlichen Murnauer Moos (C) Lukas Lattwein                             Mooshummel im nördlichen Murnauer Moos (C) Leonhard Strobel

Bayerisches Landesamt für Umwelt [Hrsg.] (2021): Rote Liste und Gesamtartenliste Bayern - Bienen - Hymenoptera, Anthophila. - Bearbeitung: Voith, J., Doczkal, D., Dubitzky, A., Hopfenmüller, S., Mandery, K., Scheuchl, E., Schuberth, J. & K. Weber - Juni 2021, Augsburg, 38 S.

Diekötter, T., Walther-Hellwig, K., Conradi, M., Suter, M., & Frankl, R. (2006). Effects of landscape elements on the distribution of the rare bumblebee species Bombus muscorum in an agricultural landscape. Biodiversity & Conservation, 15, 57-68.

Gokcezade, J. F., Gereben-Krenn, B. A., Neumayer, J., & Krenn, H. W. (2010). Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz (Hymenoptera, Apidae). Biologiezentrum/Oberösterreichische Landesmuseen.

Schechl, E. & Willner, W. (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas - Alle Arten im Portrait. Quelle & Meyer Verlag.

Walther‐Hellwig, K., & Frankl, R. (2000). Foraging habitats and foraging distances of bumblebees, Bombus spp.(Hym., Apidae), in an agricultural landscape. Journal of Applied Entomology, 124(7‐8), 299-306.

Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden Württembergs. Spezieller Teil. Die Gattungen und Arten. Eugen Ulmer GmbH, Stuttgart.

Westrich, P.; Frommer, U.; Mandery, K.; Riemann, H.; Ruhnke, H.; Saure, C. & Voith, J. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera, Apidae) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 373-416.