03.07.2023 Ausbreitung der Sumpfgrille & neue Vorkommen der Zwerglibelle entdeckt

Im Zuge faunistischer Erfassungen konnten im Jahre 2023 neue Vorkommen von Sumpfgrille (Pteronemobius heydenii) und Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) entdeckt werden.

Sumpfgrille (Pteronemobius heydenii)

 

Bei der Sumpfgrille handelt es sich um ein mediterranes, zentraleuropäisches und südwestasiatisches Faunenelement. Das Verbreitungsgebiet reicht also von Spanien (vereinzelte Vorkommen), über Frankreich (beinahe flächig besiedelt), Süddeutschland, Osteuropa bis ans schwarze Meer. In Bayern konnte sie erstmals im Jahre 1994 im Landkreis Altötting nachgewiesen werden (Bierwirth 1995). Als wärmeliebende Art scheint die Sumpfgrille vom Klimawandel zu profitieren und breitet sich langsam gen Norden aus. Auch im Murnauer Moos ist offenbar eine positive Bestandsentwicklung zu beobachten. Der erste Nachweis datiert auf das Jahr 2014 und stammt aus dem nördlichen Murnauer Moos. Im Jahre 2018 wurde die Art erstmals im Süden des Gebietes festgestellt. In den darauffolgenden Jahren erfolgte ein neuer Nachweis entlang des Weges zum neuen Moosbergsee. 

Beobachtungstipp: Bist Du im Murnauer Moos unterwegs und möchtest eine Sumpfgrille hören?  Entlang des Weges zum neuen Moosbergsee kannst Du diese sehr zuverlässig hören.  Das Gute dabei ist: Der öffentliche Weg muss hierfür nicht verlassen werden.

2023 konnten an zwei neuen Standorten singende Tiere verhört werden. Beide Standorte liegen jeweils ca. einen Kilometer von den bekannten Populationen entfernt. Es zeichnet sich somit im Murnauer Moos eine Erweiterung der besiedelten Fläche ab. 

Sollten sie den Gesang der Sumpfgrille im Moos oder auch außerhalb vernommen haben, so freuen wir uns jederzeit über eine Mitteilung!

Gesang der Sumpfgrille im südlichen Murnauer Moos (Aufnahme: Dr. Thomas Rödl)

Zwerglibelle (Nehlennia speciosa)

 

Die Zwerglibelle ist gemäß den Roten Listen Deutschlands und Bayerns vom Aussterben bedroht (Ott et al. 2015, Winterholler et al. 2017). Auch in Europa gehört diese Art zu den am stärksten gefährdeten Libellenarten (Sahlén et al. 2004). Der Fortbestand dieser Art in Mitteleuropa hängt maßgeblich vom Erhalt der bayerischen Vorkommen ab. Die Vorkommen der Zwerglibelle sind im Murnauer Moos umfassend untersucht. Erst im Jahre 2019 fand eine Erfassung der Libellen-Verantwortungsarten im gesamten Landkreis statt, im Rahmen derer auch alle bekannten Flugorte der Zwerglibelle aufgesucht und der Bestand quantifiziert wurde. Auf sechs Flächen im Murnauer Moos konnte die Art 2018 nachgewiesen werden, wenngleich die Populationsdichten, gemäß der gutachterlichen Bewertung einem niedrigen Niveau entsprachen (Burbach 2019). 

Aufgrund einer bayernweiten Erfassung der Zwerglibelle werden in den Jahren 2023 und 2024 abermals alle Populationen der Art erfasst und quantifiziert. Im Murnauer Moos übernehmen diese Aufgabe Biodiversitätsberatung sowie Biologische Station mit Unterstützung der KollegInnen der Unteren Naturschutzbehörde.

Paarungsrad der Zwerglibelle in einem Großseggenried

Die bisher bekannten Vorkommen glichen in ihrer Größe jenen der alten Erfassungen. Darüber hinaus gelangen 2020 und 2023 Nachweise neuer individuenstarker Populationen fernab der bisher bekannten Vorkommen. Mit 1200 und 2300 gezählten Tieren übersteigen diese beiden Populationen den zuletzt bekannten Gesamtbestand des Murnauer Mooses. Düstere Prognosen bezüglich des Fortbestandes dieser Art im Murnauer Moos, angesichts sinkender Niederschlagssummen, können mit diesen Funden ein wenig relativiert werden. Es zeigt sich zudem, wie bereits durch Burbach im Jahre 2004 beschrieben, dass die Art durchaus in der Lage neue Habitate zu besiedeln, wenngleich die Ausbreitungsfähigkeit sich bei dieser wenig flugstarken Art bei maximal 10 Kilometern liegt. Die enge Verzahung von Primär- und Sekundärhabitaten scheint der lokalen Population eine ausgeprägte Resilienz gegenüber trockenen Jahren zu verleihen. Während in extrem trockenen Jahren an einigen Stellen ein Rückzug in Primärhabitate erfolgt, können in Jahren mit regulärem Niederschlag offenbar Sekundärhabitate auch wiederbesiedelt werden, so dass die gesamte Population deutlichen Schwankungen unterliegt.