Vögel

Wiesenvögel

Wiesenvögel haben, neben Ackervögeln, in den letzten Jahrzehnten die größten Bestandsverluste in Bayern hinnehmen müssen. Deshalb bilden gerade die Wiesenflächen im Murnauer Moos einen wichtigen Rückzugsraum für sie. Niedermoorflächen erhalten einen Großteil ihres Wassers aus dem Untergrund. Das Grundwasser steht lange im Kontakt mit dem Gestein und reichert sich mit Mineralien an. Dieser Mineralienreichtum lässt die Vegetation in Niedermooren stark aufwachsen. Nur durch Mahd bleiben wertvolle Niedermoorflächen für Wiesenbrüter attraktiv und werden davor bewahrt, dass sie mit Schilf, Gebüsch und Sumpfwald zuwachsen. Mit Hilfe der zahlreichen Landwirte, die sich im Vertragsnaturschutzprogramm engagieren, werden derzeit 1.430 Hektar Wiesenfläche im Murnauer Moos (inkl. Loisachmoore westlich Großweil) unter Verzicht auf Düngung bewirtschaftet (Stand 2017). Der größte Teil der Streuwiesen wird erst sehr spät, ab dem 1. September gemäht, wenn die Wiesenvögel ihre Jungen längst aufgezogen haben und wichtige Fettreserven für den Vogelzug angelegt sind.

 

Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Großer Brachvogel (H. Liebel)

Tonaufnahme Großer Brachvogel und Wiesenpieper im Murnauer Moos

Lebensraum im Murnauer Moos: Große Brachvögel bevorzugen weite, offene, gehölzarme, flache Wiesenlandschaften wie sie noch vor 60 Jahren fast flächendeckend im Murnauer Moos vorhanden waren. Die Nutzung im Moos hat aber so stark abgenommen, dass sich Grabenränder bewaldet haben und große Dauerbrachen entstanden. Daraufhin schrumpfte der Lebensraum auf wenige Kerngebiete, in denen großflächig Streuwiesen erhalten werden wie im Bereich Fügsee, Weidmoos und Bauernrecht bei Eschenlohe. Brachvögel legen ihre Nester direkt in der Wiese an einer wenige Zentimeter erhöhten Stelle an, die etwas weniger feucht ist.

Zeitraum (Phänologie): Regelmäßige Beobachtungen von 1.3. bis 30.7.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Der Brutbestand ist im Zuge des Lebensraumschwunds im Murnauer Moos stark zurückgegangen von um 20 Paare 1968 (Bezzel 1989) auf nur noch ein bis zwei Brutpaare in den letzten Jahren. Durch den starken Rückgang der Art auch im restlichen Bayern dürfte auch der Zuzug neuer Brutpaare stark nachgelassen haben. Die Wiederansiedlung und der Anstieg des Bestands auf sieben Brutpaare im Ampermoos (Niederbichler, schriftl. Mitt.) sowie Zunahmen am Flughafen München (Flughafen München GmbH 2016) und im Königsauer Moos (Herrmann & Stadler 2013), lassen verhaltene Hoffnung aufkommen, dass sich der Bestand stabilisieren und lokal erholen könnte.
Gefährdung und Schutz: Gründe für den Rückgang im Murnauer Moos dürften neben überregionalen Einflüssen wie Jagd, Klimawandel, Intensivierung der Landwirtschaft und Reduktion der Gesamtpopulation, der Rückgang der Streuwiesennutzung im Vergleich zu den 1970er Jahren sein. Früher wurden die kleinflächigen Streuwiesenparzellen regelmäßig neu verlost, sodass Parzellen zu unterschiedlichen Zeiten gemäht wurden. Im darauffolgenden Frühjahr waren sie unterschiedlich stark aufgewachsen. Dadurch entstand ein Nutzungsmosaik, das für den Brachvogel ideal war. Heutzutage werden Flächen von mehreren Hektar mit dem Traktor innerhalb kurzer Zeit sauber abgemäht. Günstige Strukturen erhalten sich dann nur an extra angelegten Brachestreifen in schwachwüchsigen Streuwiesen. Große Brachvögel leiden zudem stark unter dem hohen Fuchsbestand. Um die unnatürlich hohen Verluste (Gelege und Jungvögel) zu reduzieren, wird seit 2016 versucht mit Elektrozäunen Gelege und Jungvögel vor Bodenfeinden zu schützen.

Bedeutung des Murnauer Mooses: Der Bestand des Großen Brachvogels im Murnauer Moos ist gemessen am bayerischen Gesamtbestand (knapp 500 Brutpaare; Liebel 2015) sehr gering. Die Bedeutung der Art besteht vor allem darin, dass sie bei vielen Menschen bekannt ist und sie für den Naturschutz stellvertretend für die ganze Gilde der Wiesenbrüter im Murnauer Moos besonders gefördert werden soll (LfU 2015).

 

Wachtelkönig (Crex crex)

 Wachtelkönig (Crex crex)

Wachtelkönig auf dem Moosrundweg (Foto: M. Küblbeck)

Tonaufnahme eines rufenden Wachtelkönigs bei Gewitter

Lebensraum im Murnauer Moos: Wachtelkönige brauchen offene Streuwiesenbereiche mit Strukturen die ihnen Deckung geben wie angrenzende Schilfbrachen und Brachestreifen. Auch von Einzelbüschen aus rufen die Männchen. Stark verbuschte Bereiche und dichtes Schilf werden gemieden.

Zeitraum (Phänologie): Sommergast. Beobachtungen zwischen 24.4. und 29.8.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Aus der Datenreihe von gleichzeitigen, nächtlichen Zählungen rufender Männchen (Synchronzählungen) ist ersichtlich, dass der Wachtelkönigbestand zwar stark schwankt (zwischen 10 und über 50 Rufern), das Gebiet aber dennoch als eines der wenigen bayerischen Wachtelköniglebensräume dauerhaft besetzt ist. 2016 wurden 34 Rufer registriert. Aus anderen Kerngebieten der Art ist bekannt, dass die Bestände plötzlich einbrechen können, ohne dass klare Gründe erkennbar sind.

Gefährdung und Schutz: Im Frühjahr werden großflächig gemähte Streuwiesenbereiche nur in geringer Dichte und im Randbereich besiedelt. Brachestreifen, wenigjährige Brachen und Randstreifen können bei der Ankunft Abhilfe schaffen. Im Murnauer Moos werden große Bereiche für den spät brütenden Wachtelkönig erst ab 1.9. gemäht, wenn die Mehrzahl der Jungvögel bereits flügge ist und Altvögel ihre Sommermauser abgeschlossen haben. In intensiver bewirtschafteten Bereichen des Murnauer Mooses können Wachtelkönige aber weiterhin Opfer von Bewirtschaftungsgängen werden. Hier ist eine langsame Mahd von innen nach außen hilfreich, um den Tieren die Möglichkeit zu geben aus der Fläche zu fliehen. Werden in zweimähdigen Wiesen oder Wiesen mit einem Mahdzeitpunkt vor dem 1.9. rufende Wachtelkönige registriert, sollte versucht werden den Landwirt zu einer späteren Mahd zu überzeugen. In allen Bereichen des Murnauer Mooses sind Wachtelkönige von freilaufenden Hunden bedroht. Auch durch Spaziergänger ohne Hund und Erholungssuchende aller Art (Angler, Reiter, Fotografen) kommt es immer wieder zu Störungen während der Brutzeit wenn sensible Flächen betreten werden. Einige Jagdkanzeln liegen direkt im Kernlebensraum des Wachtelkönigs.

Bedeutung des Murnauer Mooses: Groß. Der bayerische Brutbestand wurde von Rödl et al. (2012) auf 300 bis 400 Brutpaare geschätzt. Bei der bayerischen landesweiten Wiesenbrüterkartierung 2014/15 wurden jedoch nur 153 rufende Männchen registriert (Liebel 2015). Somit brüten ca. 22-29 % aller bayerischen Wachtelkönige im Murnauer Moos.

 

Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

 Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

Braunkehlchen (H. Liebel)

 

Aufnahme eines Braunkehlchens im Moos

 

Lebensraum im Murnauer Moos: Große Teile der Streuwiesen und gehölzarmen Dauerbrachen (z.B. Schilfflächen mit Einzelbäumen) sowie Hochmoorbereiche werden als Rastgebiete genutzt. Brutreviere beschränken sich auf Streuwiesenbereiche mit einer großen Vielfalt an Sing- und Ansitzwarten (Schilfhalme, Brachestreifen, kleinere Einzelgehölze). Nester werden in breiten Brachestreifen in Streuwiesen oder in angrenzenden Dauerbrachen, seltener auch direkt in der Streuwiese angelegt. Bruten kommen in geringer Dichte auch in Zwischenmooren vor.

Zeitraum (Phänologie): Beobachtungen von 23.3. bis 13.10. Das Ankunftsdatum der Braunkehlchen hat sich in den vergangenen 50 Jahren kaum geändert. Es scheint jedoch eine Tendenz zu geben, dass Braunkehlchen länger im Gebiet bleiben beziehungsweise später im Herbst noch durchziehen als früher.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Bei der letzten Gesamterfassung der Wiesenbrüter (Weiß 2016) konnten 75 bis 95 Brutpaare gezählt werden. Die Anzahl hat sich somit seit 1977 um ca. zwei Drittel verringert. Bei der Untersuchung des Bruterfolgs in einem Teilgebiet mit Brachestreifen (Niedermoos) konnte 2017 ein sehr erfreulicher Bruterfolg von 4,2 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar beobachtet werden (Anzahl untersuchter Nester:17; Liebel & Goymann 2017). Diese Studie gibt neue Hoffnung für eine mögliche Bestandserholung wenigstens im Murnauer Moos.

Gefährdung und Schutz: Gründe für den Rückgang im Murnauer Moos dürften neben überregionalen Einflüssen wie Jagd in Südeuropa, Klimawandel, Intensivierung der Landwirtschaft und Reduktion der Gesamtpopulation, der Rückgang der Streuwiesennutzung im Vergleich zu den 1970er Jahren sein. Gleichzeitig sind weite Bereiche zwischenzeitlich verbracht. Auch die Struktur der Streuwiesen hat sich gewandelt. Früher wurden die kleinflächigen Streuwiesenparzellen regelmäßig neu verlost, sodass Parzellen zu unterschiedlichen Zeiten gemäht wurden. Im darauffolgenden Frühjahr waren sie unterschiedlich stark aufgewachsen. Daraus resultierte ein günstiger Reichtum an Kleinstrukturen. Heutzutage werden Flächen von mehreren Hektar mit dem Traktor innerhalb kurzer Zeit sauber abgemäht. Bezzel et al. prophezeiten bereits 1983 den starken Rückgang des Braunkehlchens: „Der Schwerpunkt der Verbreitung des Braunkehlchens liegt (…) außerhalb des Naturschutzgebietes (Murnauer Moos). Dies ist bedenklich, da es in ganz Bayern vor allem als Folge der Intensivierung der Grünlandnutzung zurückgeht (…). Zu befürchten ist, dass eine weitere Intensivierung der Nutzung außerhalb des Naturschutzgebietes für den Bestand einschneidende Folgen hat.“ Heute kommt das Braunkehlchen tatsächlich nur noch in extensiven, ungedüngten Wiesen und in geringer Dichte in Zwischenmooren vor. Eine Extensivierung der Wiesenbewirtschaftung außerhalb des Naturschutzgebietes würde das Braunkehlchen fördern. Aus fast allen Ländern Europas wird von starken Bestandseinbrüchen berichtet (Bastian & Feulner 2015). Auch in Deutschland und Bayern sind die Bestände rückläufig (Rödl et al. 2012; Gedeon et al. 2014).

Bedeutung des Murnauer Mooses: Groß. Der Braunkehlchenbestand im Murnauer Moos ist gemeinsam mit den Vorkommen in den angrenzenden Loisach-Kochelseemooren mit Abstand der größte in Bayern. Aus den Ergebnissen der landesweiten Wiesenbrüterkartierung 2014/15 (Liebel 2015) lässt sich errechnen, dass 14-17 % des bayerischen Brutbestands im Murnauer Moos vorkommen.

 

Schwarzkehlchen (Saxicola torquatus)

Schwarzkehlchen (Saxicola torquatus) 

Schwarzkehlchen (H. Liebel)

Lebensraum im Murnauer Moos: Schwarzkehlchen bewohnen im Moos offene und halboffene Bereiche mit einer großen Anzahl von Sing- und Ansitzwarten, die auch in Form von Büschen und Einzelbäumen angenommen werden. Der Unterwuchs spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Die größte Dichte wird im nördlichen und zentralen Murnauer Moos im Bereich der Hoch- und Zwischenmoore erreicht.

Zeitraum (Phänologie): Schwarzkehlchen kommen deutlich früher im Gebiet an als die Schwesterart, das Braunkehlchen. Vergleicht man das Ankunftsdatum von 1990 bis 2016, zeigt sich, dass Schwarzkehlchen im Schnitt 28 Tage vor den Braunkehlchen im Gebiet ankommen und Reviere besetzen. Beobachtungen des Schwarzkehlchens von 2.3. bis 1.11.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Bezzel (1989) fasst die Besiedlung des Mooses zusammen. Die erste Brut im Gebiet wurde 1967 festgestellt. In den 1980er Jahren konnte man dann von einem regelmäßigen Brutvogel „in ein bis wenigen Paaren“ sprechen. In den letzten Jahrzehnten ist der Bestand dann stark angestiegen und wird derzeit mit 212 bis 236 Brutpaaren angegeben (Weiß 2016). Schwarzkehlchen profitieren derzeit von den frühen Sukzessionsstadien, die im Moos auf großer Fläche vorhanden sind (offenes Buschland). Im Vergleich zum Braunkehlchen das stark abnimmt, hat das Schwarzkehlchen den Vorteil, dass es früher aus dem nahen Überwinterungsort zurückkehrt, mehrere Bruten in einer Saison durchführt und mehr Gehölze und Büsche im Lebensraum akzeptiert.

Gefährdung und Schutz: Im Gebiet sind im Moment keine Maßnahmen für das Schwarzkehlchen erforderlich. Auf lange Sicht werden halboffene Bereiche jedoch zurückgehen, da sich verbuschte Bereiche zunehmend bewalden und in offenen Streuwiesen keine Einzelgehölze aufkommen können. Durch Rotationsbrachen sollte langfristig versucht werden, halboffene Lebensräume immer wieder neu entstehen zu lassen.

Bedeutung des Murnauer Mooses: Groß. Der bayerische Brutbestand liegt laut Rödl et al. (2012) bei 400 bis 600 Paaren. Es ist anzunehmen, dass diese Anzahl den tatsächlichen Brutbestand in Bayern unterschätzt. Legt man sie dennoch der Einschätzung des Bestands im Moos zu Grunde, würden 37 bis 59 % aller bayerischen Schwarzkehlchen im Murnauer Moos brüten. Das Brutvorkommen im Murnauer Moos ist mit Abstand das größte Bayerns, gefolgt von den östlich an das Bearbeitungsgebiet angrenzenden Loisach-Kochelseemooren in denen 112 bis 130 Brutpaare festgestellt wurden (Weiß 2015b).

 

Bekassine (Gallinago gallinago)

Bekassine (Gallinago gallinago)

Bekassinen (H. Liebel)

Lebensraum im Murnauer Moos: Bekassinen brüten im Murnauer Moos bevorzugt in nassen Streuwiesen und unbewirtschafteten Mooren die natürlich so nass und nährstoffarm sind, dass sie sich selbst baum- und schilffrei(-arm) halten. Zu den besten Bereichen für Bekassinen gehört das Hohenboigenmoos, das vom Moosrundweg am Lindenbach eingesehen werden kann.

Zeitraum (Phänologie): Bekassinen sind ganzjährig im Gebiet wenn der Winter nicht zu streng und schneereich ist.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Der Bestand der Bekassine wurde von Bezzel (1989) auf ca. 50 Paare im Moos mit abnehmender Tendenz geschätzt. In der Zwischenzeit haben sich die Lebensbedingungen aber wieder verbessert, da die Streuwiesenmahd wieder ausgeweitet wurde. Durch speziell angepasste Maschinen werden inzwischen auch sehr nasse Bereiche gemäht. Dadurch entsteht neuer geeigneter Lebensraum für Bekassinen. Der Bestand wird derzeit wieder auf dem gleichen Niveau geschätzt wie in den 1980er Jahren (Weiß 2016).

Gefährdung und Schutz: Bekassinen werden leider in Europa immer noch bejagt trotz allgemein abnehmender Bestände. Im Murnauer Moos ist es essentiell, nasse Streuwiesenbereiche auch in Zukunft in Pflege zu halten. Wiedervernässungen würden die Art auch an vielen Stellen im Moos weiter fördern.

Bedeutung des Murnauer Mooses: Groß. Der bayerische Brutbestand wurde bei der letzten landesweiten Wiesenbrüterkartierung auf knapp 300 Paare geschätzt (Liebel 2015). Ingo Weiß zählte 2016 46 bis 49 Bekassinen im Murnauer Moos. Das entspricht etwa 15 % des bayerischen Brutbestands. Somit dürfte das Murnauer Moos das wichtigste und größte Brutgebiet für die Art in Bayern sein. 

 

Sonstige besondere Vogelarten im Moos

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Schwarzstorch (H. Liebel)

Lebensraum im Murnauer Moos: Schwarzstörche werden meist nur überfliegend beobachtet. In den vergangenen Jahren suchten sie ihre Nahrung unter anderem am Krebssee, zwischen Langem und Steinköchel und bei Grafenaschau. Geeignete Bruthabitate, störungsarme, abwechslungsreiche Waldbestände mit Lichtungen, Bächen und Waldwiesen gibt es vor allem im Bereich der Köchel.

Zeitraum (Phänologie): Schwarzstörche können, wie auch Weißstörche, fast das ganze Jahr über angetroffen werden. Die meisten Beobachtungen gelingen jedoch von März bis Oktober. Der Ab-/Durchzug erfolgt also etwa einen Monat später als beim Weißstorch. Der größte Trupp wurde mit 6 Individuen am 9.8.2009 gesichtet.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Seit der ersten Beobachtung 1980 ist die Anzahl der Sichtungen kontinuierlich angestiegen. In den letzten Jahren mehren sich besonders die Brutzeitbeobachtungen sodass spekuliert wird, dass die Art bereits heimlich im Gebiet brütet.

Gefährdung und Schutz: Die Art ist im Murnauer Moos vor allem durch Störungen an potentiellen Neststandorten gefährdet. Selbst in den abgelegenen Köchelwäldern wird der Borkenkäfer teils auch zur Brutzeit bekämpft (Lärm durch Motorsägen). Die Freizeitnutzung erreicht auch im Moos die abgelegensten Winkel.

Bedeutung des Murnauer Mooses: Gering. Der bayerische Brutbestand liegt bei ca. 150 Paaren. Die Bestandsentwicklung ist positiv (Rödl et al. 2012).  

 

Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos)

Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos) 

Weißrückenspecht am Lindenbach (Foto: A. Geigenberger)

Lebensraum im Murnauer Moos: Während Weißrückenspechte in Bayern fast ausschließlich in naturnahen Mischwäldern mit hohem Totholzanteil vorkommen, macht die Population im Murnauer Moos eine Ausnahme. In Folge des Erlensterbens durch die Pilzart Phytophthora alni hat sich in den vergangenen Jahren besonders bachbegleitend sehr viel Erlentotholz entwickelt von dem der Weißrückenspecht massiv profitiert. Aus diesem Grund lassen sich Weißrückenspechte hier beispielsweise am Lindenbach in der sonst offenen Landschaft beobachten. Bruthöhlen wurden in Laubbäumen direkt am Bach und angrenzend an große Streuwiesenbereiche festgestellt. Auch im Bereich der Köchelwälder kommen sie im „klassischen“ Waldlebensraum vor.

Zeitraum (Phänologie): Ganzjährig im Gebiet.

Bestandsentwicklung im Murnauer Moos: Die Bestandsentwicklung war im letzten Jahrzehnt positiv. Bezzel (1989) spricht noch von gelegentlichen Bruten und es gab insgesamt nur eine Hand voll Beobachtungen. In den letzten Jahren wird die Art häufig im Moos beobachtet. Es wird jedoch befürchtet, dass der Totholzvorrat entlang der Bäche im kommenden Jahrzehnt wieder deutlich abnehmen wird. Das dürfte sich auch auf die Spechtpopulation negativ auswirken (Gugler 2017).

Gefährdung und Schutz: Während sich die Lebensbedingungen im Offenland in den kommenden Jahren wieder verschlechtern könnten, wird sich der Lebensraum auf den Köcheln weiter verbessern, wenn der Verzicht auf Nutzung der Wälder aufrechterhalten wird. Bislang ist die Totholzmenge auf den Köcheln noch deutlich geringer als in einem idealen Lebensraum (Gugler 2017). Die Wälder sollten folglich älter und strukturreicher werden dürfen.

Bedeutung des Murnauer Mooses: Lokal bedeutsam. Der bayerische Brutbestand liegt bei 380 bis 600 Paaren (Rödl et al. 2012).

 

Kranich (Grus grus)

Kranich (Grus grus)

Kranichfamilie (Foto: H. Liebel)

Lebensraum im Murnauer Moos: Kraniche brüteten im Murnauer Moos bis 1897 in 4 bis 5 Paaren (Bezzel et al. 1983). Dann gab es lange Zeit keine Brutzeitbeobachtungen mehr. Klammet (1938) bezeichnete den Kranich als „außerordentlich seltenen“ Gastvogel. Ein Grund für das Verschwinden als Brutvogel könnte die Bejagung gewesen sein, die mindestens bis 1936 zulässig war (Schöpf & Geiersberger 1997). Erst mit der Bestandserholung in Nord- und Osteuropa stiegen ab den 1990er Jahren die Beobachtungszahlen wieder an. Erstmals wurde am 10.4.2012 wieder ein Paar balzend im nördlichen Moos gesichtet (Ursula & Peter Köhler, persönliche Mitteilung). Ein Übersommerer hielt sich 2017 vor allem im Bereich westlich des Krebssees und 2018 nördlich der Köchel auf. Störungsarme Moorbereiche mit Übergängen zu Moorwäldern gibt es im Moos an mehreren Stellen, sodass eine Wiederansiedlung des Kranichs möglich scheint. Durchziehende Kraniche werden selten beobachtet (zuletzt im Frühjahr 2018).

Zeitraum (Phänologie): Beobachtungen zwischen dem 19.3. und 19.11. Größter durchziehender Trupp am 19.11.1999 mit 45 Individuen.

Bedeutung des Murnauer Mooses: (Noch) gering. Der bayerische Brutbestand wird auf 5 bis 7 Paare geschätzt mit ansteigender Tendenz (Rödl et al. 2012).

Buchveröffentlichung zur Vogelwelt im Murnauer Moos
Nähere Informationen zur Vogelwelt im Murnauer Moos finden sich im folgenden Buch:
Liebel H.T. & Fünfstück H.-J. (2019): Die Vogelwelt im Murnauer Moos. Ergebnisse aus 50 Jahren Vogelbeobachtung. Aula-Verlag, Wiebelsheim.