27.05.2024 Besondere ornithologische Beobachtungen im Jahre 2023
Was die Ornithologischen Beobachtungen anbelangt darf das Jahr 2023 sicherlich als eines der spannendsten der letzten Jahre bezeichnet werden.
Das Murnauer Moos wartet alljährlich mit einer Vielzahl interessanter Beobachtungsmöglichkeiten auf. Dies ergibt sich bereits durch die diverse Brutvogelgemeinschaft und wird durch rastende Vögel während des Heim- bzw. Wegzuges ergänzt. Die Lage des Murnauer Mooses, begrenzt durch den Alpenkamm und die Loisach im Süden, den Molasserücken im Norden und das Ammergebirge im Westen, führt dazu, dass das Vogelzugeschehen sich im Vergleich zum nördlichen Vorland durchaus unterscheidet. Manche Arten, wie bspw. die Ringeltaube, rücken mit ihrem Zug innerhalb eines Breitfrontkorridors nicht bis direkt an die Alpen, weshalb Massenzug dieser Art im Murnauer Moos praktisch nie zu beobachten Ist. Ziehen im nördlicheren Vorland 60.000 Individuen dieser Art, so sind es am selben Tag möglicherweise gerade mal 5.000 im Murnauer Moos. Durch eine gewisse Leitlinienwirkung der umliegenden Strukturen kann es jedoch, vor allem bei entsprechenden Wetterbedingungen, wie Nebel, zu einer "Klumpung" des Rastgeschehens im Moos kommen. Dies macht sich beispielsweise durch Massen von Trauerschnäppern oder Rotkehlchen nach Nebel oder Regen während den Hochphasen des Durchzuges dieser Arten bemerkbar. Die Kombination aus Trichterwirkung, Lage am Alpenhauptkamm und großflächigem Habitat führt auch dazu, dass hier alljährlich Arten beobachtet werden können, die sonst bayernweit nur selten festgestellt werden. Im Jahre 2023 brachte ein abwechslungsreicher Mix aus viel Wasser und ausgeprägtem Hochdruckeinfluss beste Voraussetzungen für ein Jahr mit tollen Beobachtungen. Etliche Arten wurden das erste Mal seit längerer Zeit im Gebiet wieder nachgewiesen. Darüber hinaus konnte bei vier Arten der Erstnachweis erbracht werden. Diese Anzahl an Erstnachweisen innerhalb eines Jahres macht deutlich, welches Potential neue Arten zu entdecken selbst in intensiv begangenen Gebieten besteht. Dies gilt nicht ausschließlich für Vögel, sondern auch für alle anderen Artengruppen.
Bitte beachten Sie: Im Murnauer Moos sind zur Brutzeit bestimmte Wege gesperrt. Die Sperrung ist durch Schilder gekennzeichnet. Bitte halten Sie sich an die Sperrungen, um den lokalen Brutvögeln eine erfolgreiche Aufzucht zu ermöglichen.
Im Nachfolgenden werden die besonderen Beobachtungen aus dem Jahre 2023 in chronologischer Reihenfolge dargestellt.
Triel - 1. Nachweis am 20.04.2023 (T. Korschefsky)
Steinrötel - 1. Nachweis am 29.04.2023 (Familie Kraus)
Haselhuhn - 1. Nachweis (09.05.2023)
Kuhreiher - 2. Nachweis am 14. & 23.06.2023 (Etliche BeobachterInnen)
Blauracke - 3. Nachweis am 01. & 02.06.2023 (T. Korschefsky)
Seeadler - 1. Nachweis am 05.03., 09.03. und 07.05. (B. Kosmale)
Schlangenadler - Erstes Jahr mit mehreren Nachweisen seit 2019. Anwesend vom 07.06.-08.08.2023 (Etliche BeobachterInnen)
Doppelschnepfe - 1. Nachweis am 15.09.2023 (T. Korschefsky)
Limikolen - Durch ausgeprägte Regenfälle im Hochsommer bildeten sich Ende August im Weidmoos große Wasserflächen. Dadurch, dass zu diesen Zeitpunkt noch nicht alles Mähgut abgefahren wurde bildeten sich entlang von Brachen kleinere Flächen mit Schwemmgut. Diese wurden sogleich von einer Vielzahl an Limikolen in Beschlag genommen. Eine solche Vielfalt konnte im Murnauer Moos bereits seit längerer Zeit nicht mehr festgestellt werden. Bei vielen Arten handelte es sich um den ersten Nachweis seit etlichen Jahren.
Im Gebiet rasteten folgende Arten (Angabe der Maxima):
Dunkler Wasserläufer (1), Grünschenkel (3), Zwergstrandläufer (2), Alpenstrandläufer (15), Bruchwasserläufer (27), Kampfläufer (14), Sandregenpfeifer (1)
Steppenweihe - 1. Nachweis am 18.09.2023 (B. Kosmale)
Sichler - 1. Nachweis am 19.05.2023 (S. Peter)
Alpenbraunelle - 1. Nachweis am 26.11.2023 (P. Neumann & D. Lawrenz-Grunow)
Die Anzahl der im Murnauer Moos bisher nachgewiesenen Arten liegt nun bei 255!